Sonntag, 24. April 2016

Homöopathische Hausapotheke

Im letzten Jahr habe ich mit diesem Werkstück-Ensemble aus amerikanischer Kirsche angefangen und bin ganz erschrocken wie lange sich manche Details hinziehen können. Ich verschätze mich immer beim Aufwand für ein Werkstück, wobei bei diesem vieles dazwischen kam (also wie im echten Leben).
Das Zurichten der Teile habe ich noch im letzten Jahr abgeschlossen. Die Korpusteile bekommen Nuten, diese habe ich auf der Tischkreissäge gemacht.


In die Nuten werden der Deckel und der Boden nur lose gesteckt. Der Boden ist gefalzt und wird mit den Falzhobel eingepasst. Am Anfang macht man solche Teile gerne zu passend, bei der Montage wird es dann sehr schwierig. Beim Deckel ist es etwas filigraner, aber optisch schöner.



Der Korpus wird auf Gehrung verleimt. Dazu richte ich die Teile präzise aus und verwende ein stabiles Gewebeklebeband. Die Rückstände lassen sich nicht so schön entfernen, dafür wird alles schön "discht". Innen schütze ich die fertig geschliffenen Flächen mit einem Malerklebeband.




Die Korpusecken werden mit eingeleimten Federn verstärkt, dazu habe ich mir eine Vorrichtung für die Tischkreisäge gebaut. Das geht so relativ einfach, erfordert aber etwas Erfahrung mit der Tischkreisäge.



Die Federn werden passend gehobelt und mittels der einzig mir bekannten Art und Weise auf Länge geschnitten. Ich habe keine Ahnung wie man das ohne so eine schöne Gehrungssäge macht. Die Federn werden verleimt und plan gehobelt.





Der verleimte und verstärkte Korpus erhält eine umlaufende Nut auf der Tischkreissäge. Mit der Zapfensäge wird der sensible Schnitt gemacht, der Trennschnitt zwischen Deckel und Boden.




Die gehobelten Teile werden zueinander ausgerichtet und erhalten eine sehr präzise Scharnierfräsung mit der Lamello. Die Boxen bekommen Duplex-Scharniere. Diese sind super verarbeitet und lassen sich sehr leicht einfräsen. Bei diesem Werkstück wirkt es etwas wacklig, aber die Fräse hat genügend Auflagefläche.



Für das Innenleben musste ich noch einige Streifen verleimen und einpassen




Im Korpus werden kleine verschiebbare Kästchen auf verschiedenen Ebenen sein. Diese kleinen Kästchen bekommen Fingerzinken. Die Vorrichtung dazu hatte ich auch noch im letzten Jahr gemacht. Im Prinzip sind die Fingerzinken so breit wie das Sägeblatt, daher muss man nur eine Möglichkeit finden die Abstände gleichmäßig einzuhalten.

 

 Der Boden wird in eingesägte Nuten gesteckt, dazu müssen die Böden eingehobelt werden.

 

Das Verleimen der kleinen Kästchen ist wirklich sehr speziell. Der Leim muss in die kleinen Zwischenräume und das dauert. Mit "normalen" Schraubzwingen war mir das Verpressen nicht ganz geheuer. Mit den kleinen Korpuszwingen ging das sehr gut. Sie verteilen die Kraft schön auf die Flächen ohne Druckstellen und die Kraft lässt sich sehr präzise dosieren.

 

 Nach dem Verleimen werden die Kästchen eingehobelt bis sie schön im Korpus entlanggleiten.




Nach dem Feinschliff und dem Ölauftrag erfolgt die Montage. Bei solchen Projekten habe ich die Motivation nur Schrauben mit Schlitzantrieb zu verbauen. Mittlerweile hab ich zum Glück eine Bezugsquelle aufgetan, früher habe ich die alten Sammelgläser von den Opas und Onkels durchwühlt. Und die Montage geht nun dank der echt kölschen Wachsmischung auch viele leichter.
 

Hier das Ergebnis: