Mittwoch, 22. Juni 2016

Restaurationsbericht Drechselbank

Alte Maschinen, besonders die guten, haben bei mir einen ganz besonderen Stellen- und Erhaltungswert. Für meinen Vater haben wir eine alte Metalldrückbank von Schuler erstanden und von Joachim "Jockel" Mader überarbeiten lassen. Jockel ist in der Drechselszene sehr bekannt und leistet fantastische Arbeit. 

Bevor wir diese Maschine kauften, muss ich gestehen, habe ich das Metalldrücken nicht gekannt. Wir hatten ziemliches Glück, solch ein massiges Teil zu bekommen. Ein alter Meister hat für seinen Betrieb keinen Nachfolger gefunden und hat sie deshalb verkauft und schon sein Meister hatte die Drückbank gebraucht gekauft. Aufgrund der verwendeten zölligen Gewinde datieren wir die Bank in die Zeit vor 1914. Die Bank könnte so an die 400 Kilogramm schwer sein, hat eine Spitzenhöhe von 300mm und eine Spitzenweite von ungefähr 800mm (bei einer Bettlänge von 1800mm!).


Die vielen Jahre haben ihre Spuren hinterlassen, eine Berührung reichte für schwarze Hände aus und so haben wir uns entschieden der Maschine ein neues Lackkleid zu spendieren. Also Altlack abgebürstet, bearbeitete Flächen abgeklebt, grundiert und letztlich lackiert.


 
 
Die neue alte am neuen alten Standort, was allerdings nicht der alte der neue ist, sondern der neue an der die alte stand. Die Rückstände vom Nassdrehen sind unschwer zu erkennen.


In der Zwischenzeit hat sich Jockel um alle Komponenten oberhalb des Bankbettes gekümmert. Der Spindelstock wurde schon einmal überarbeitet. So wurde eine recht interessante Lagersitz-Konstruktion in die vormaligen Bronzelagersitze angebracht. Die Schmiertöpfe zeugen noch davon. Die Übersetzungen sind für das Metalldrücken ausgelegt, also etwas wuchtiger als es für Holz notwendig ist.



Nach dem Ausbau der Welle haben wir eine schlechte Nachricht erhalten, die Lagerstellen waren leider teilweise verschlissen. Aus der geplanten Überarbeitung wurde eine neue Welle dafür mit mehr Extras. Der Gewindeanschluss ist nun M33, die Welle hat eine MK2-Aufnahme und ist komplett durchbohrt. Das lässt Spielraum für Vakuum-Spannmöglichkeiten.  

 


Jockel hat alle Lager getauscht, die Zusammenstellung verbessert, alle Anpassungen vorgenommen und einfach einen super Job abgeliefert. Jockel ich würde dich sofort einstellen!





Eine Spezialität von Jockel, er kann machen das sich Spindelstöcke drehen können. Dazu werden die Führungsnasen entfernt, später werden Spindel- und Reitstock über einen Doppelkegel wieder ausgerichtet. An die Rückseite hat er eine Wippe für die Aufnahme des Motors gebaut.



Der Motor erhält zeitgemäß einen Frequenzumrichter (FU) zur Anpassung der Drehzahl. Es gibt zwei Übersetzungen, damit ist der benötigte Bereich vollständig abgedeckt. Der Bedienschalter ist in einem kleinen Kasten mit Magneten untergebracht, so kann er immer an der besten Stelle positioniert werden.




Auch am Reitstock musste einiges getan werden. Der Aufnahmekonus war etwas verschlissen, die Feststellung hat nicht mehr gegriffen und an der Gewindestange war die Schweißverbindung problematisch. Den Aufnahmekonus hat Jockel überarbeitet und die Feststellung hat er mit einem Spannkraftverstärker wieder gängig gemacht. Kannte ich auch noch nicht.




Die Gewindestange nach dem Abdrehen der Schweißverbindung.



Seit letztem Wochenende sind die alle Teile wieder auf der Drechselbank. Irgendwann bekommen sie wahrscheinlich auch noch eine frische Lackierung. Alles läuft rund, ruhig und leichtgängig.



Die ersten paar Hölzer mussten einfach dran glauben und es macht richtig viel Spaß. Das Arbeiten mit der neuen Handauflage ist einfach eine andere Welt und die Leichtgängigkeit der Handauflage ist ein Traum.






Die Überarbeitung hat sich voll gelohnt. Jockel ist ein Meister seines Faches und das merkt man nicht nur am Ergebnis. Vielen Dank Jockel für deine Mühen!